Kondensstreifen des Todes

(Das Stück wurde ursprünglich für die Vice geschrieben. Die dazugehörigen Fotos fehlen vorerst)

Die „Kondkondensstreifenensstreifen“, die von Flugzeugen in der Luft hinterlassen werden, sind absichtlich angereichert mit hochgefährlichen Chemikalien. Das behaupten zumindest einige Leute, die am Samstag in Berlin eine Kundgebung abgehalten haben. Über die Gründe sind sie sich uneins. Manche sprechen von militärischen Zwecken, andere von Geoengineering, wieder andere von Bevölkerungsreduktion. Das Umweltbundesamt nennt diese Vorwürfe „reine Fiktion“. Auch von „Verschwörungstheorien“ wird gesprochen. Aber das kenne ich schon aus „Akte X“: „Kondensstreifen des Todes“ weiterlesen

Antisemitismus ohne Juden

Montagsmahnwachenorganisator Lars Mährholz meinte neulich: Woran liegen alle Kriege in der Geschichte in den letzten 100 Jahren? Und was ist die Ursache von allem? Und wenn man das halt alles ‘n bisschen auseinander klamüsert und guckt genau hin, dann erkennt man im Endeffekt, dass die amerikanische Federal Reserve, die amerikanische Notenbank – das ist eine Privatbank, dass sie seit über hundert Jahren die Fäden krakeauf diesem Planeten zieht”. „Antisemitismus ohne Juden“ weiterlesen

Kant buy me Love

kant67na259wk85gosblar3fTipp für die Jugend: Immer etwas von Kant dabei haben. Ideal sind dabei die signalgelben Reclamhefte. Sie fallen auf, signalisieren dennoch die edle Lust am Denken, ganz ohne die Angeberei, die mit schweren, raumgreifenden Wälzern verbunden ist. In der Bahn erntet man bewundernde Blicke, wenn man so tut, als würde man darin lesen. Beachte: Die Augenbrauen dabei genervt zusammen ziehen, als würde man mit dem Herrn Kant ganz und gar nicht übereinstimmen. Nicht vergessen, die Augen dabei schnell hin und her zu bewegen. „Kant buy me Love“ weiterlesen

Medea

(angelehnt an das antike Drama „Medea“)

Bild: Wikimedia Commons
Bild: Wikimedia Commons

„Er ist mir egal!“ Medea blickte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere. Ohne dass sie ihre Lieder schloss, trat ein eine einzelne Träne hervor, kullerte langsam an ihren schrecklich dunklen Augenringen vorbei. Dann verfing sie sich in einer Falte, die wie mit dem Bügeleisen an der Nase vorbei gezogen schien. Julia, die Medea kerzengerade, mit eng an den Körper gepresst Armen gegenübersaß, starrte auf diese Träne und die Bügelfalte. Mit saurem Magen grub sie in einer tiefen, dunklen Kiste voller Medea-Erinnerungen, wann diese Falte entstanden war.

„Medea“ weiterlesen

Düsenjäger im Trickster

duesenjaeger-0f9d429d-bb05-4dd6-8765-98f226ec4531Diesen Samstag spielten zwei Bands im Trickster1. Die erste hieß Kunstkacke, und machte ihrem Namen große Ehre. Ihr wisst ja alle, was Kunstkacke ist. Das ist, wenn Leute disharmonisch und unrhythmisch kopflastigeTöne und Klänge machen, die niemanden wirklich berühren. Was ich schade fand war, dass die Zuschauenden ein bisschen ehrfürchtig auf einen emotional-elektrischen Stromschlag warteten. Das wäre aber nach meiner Defintion keine Kunstkacke mehr, sondern emotionale Kunst. Kunstkacke muss Spaß machen. Man darf zum Beispiel Dinge hineinrufen, wie „Ja, Mann!“, oder „BraVO!“. Bei „BraVO!“ muss die letzte Silbe betont werden, sonst ist es keine Kunstkacke. „Düsenjäger im Trickster“ weiterlesen

Im Fallen

Seine Ohren platzten fast von dem Druck, der beim Fallen entstand. Aber das erste Entsetzen war vorbei, das seinen Körper steif wie ein Brett gemacht hatte, das ihn dazu gebrachte hatte, die Augen panisch und mit aller Kraft zusammenzukneifen, die Schultern dabei so hart wie Stein an die Ohren gepresst, die Arme vor sich ausgestreckt, als hätte er damit seine Landung abfangen können. Er fiel schon so lange. „Im Fallen“ weiterlesen

Liebe als Religion

– Die romantische Liebe ist tiefreligiös. Das macht sie so intensiv, aber auch so verderblich.

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Zumindest wenn wir verliebt sind, glauben wir gerne daran, dass zwei Menschen füreinander bestimmt sind. Aber könnten wir dann nicht gleich wieder an Kobolde im Wald glauben, die mit uns ihren Schabernack treiben? Müsste es, wenn man Vorbestimmung zu Ende denkt, nicht eine riesenhafte Organisation von Engeln oder Feen oder anderem unendlich freundlichem Gelichter geben, die sich verbünden und zusammenarbeiten, nur um uns zusammenzubringen? Eine weitere, wunderschöne romantische Idee ist die, dass man sich pränatal irgendwo im Himmel oder in den Sternen verabredet hat, um sich auf der Erde zu treffen um nun endlich Ganz zu werden. Auch Erlösungsvorstellungen sind stark verbreitet: „I thought you where the one to save me“ sang einmal Jim Croce. „Liebe als Religion“ weiterlesen

Mahnwachenkritik zwischen kuscheln und bashen

Der öffentliche Streit um die Montagsmahnwachen tobt derzeit so hart, dass er Facebookfreundschaften zerstört. Und es wird zu Recht gestritten: Die Wikipedia-Artikel zu strukturellem und sekundärem Antisemitismus sollten mit einem Bild des unter Mahnwachlern beliebten Dauerredners Ken Jebsen illustriert werden. Redner Andreas Popp, der ebenfalls standfest verteidigt wird, verbreitet das Bild eines biologisch gewachsenen Volkes, das verzweifelt ums Überleben kämpft, und Elsässer, der allerdings inzwischen als Sprecher ausgeschlossen wurde, vertritt rassistische und heterosexistische Ansichten. Das eigentliche Problem sind aber nicht die Redner, sondern die Zähigkeit, mit der sie auf Internetforen und auf der Straße verteidigt werden – Nicht die Einzelnen, die gefährlichen Unsinn reden, sondern die Vielen, die folgen. „Mahnwachenkritik zwischen kuscheln und bashen“ weiterlesen

Der „Weltspiegel“ als Zerrspiegel

Es gibt in Deutschland nicht viele Sendungen wie den „Weltspiegel“. Und darum haben sie eine besondere Verantwortung. Sie sind Fenster zur Welt. Gerade weil mit Fernsehbildern eine Illusion der Objektivität erzeugt wird, muss sweltspiegel logoorgfältig geprüft werden, ob die Darstellungsweise nicht ein verzerrtes Bild erzeugt. Leider bewegt sich der Weltspiegel auf dem Niveau eines durchschnittlichen Stammtisches:
An Stammtischen neigt man dazu über „die Chinesen“ (oder „die Amerikaner“ oder „die Araber“) zu reden als wären „sie“ aus einem Guss. „Der „Weltspiegel“ als Zerrspiegel“ weiterlesen

Schwaben erwache

Langsam kann ich die Augen vor der schwäbischen Überfremdung hier in Berlin nicht mehr verschließen! Zwar bin ich selbst Schwabe, aber es wird einfach zu viel. Nicht nur, dass sie mit Halbglatze, schwarzer Rahmenbrille und Umhängetaschen in ihren hippen Cafes vor ihren Macbooks sitzen, während sie Latte Macciattos saufen und am Iphone gerade über irgendeinen „coolen, neuen Laden“ reden. Nicht nur verstopfen schwangere Schwäbinnen die Prenzlbergischen Straßen mit ihren Bio-Kinderwägen und prägen unsere Sprache mit dem Wort „Prenzlberg“, obwohl das das falsche Wort ist. Jetzt kommen auch schon ihre Kinder ins Jugendlichenalter und machen Ärger!
Am Schlimmsten ist es eben genau dort: im guten alten Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg.
Dort, genauer gesagt in der Kastanienallee hatte ich ein Erlebnis, das mir endlich die Augen öffnete. „Schwaben erwache“ weiterlesen

„Das ist ja nicht so spannend hier“*

– Die Rosa-Luxemburg-Konferenz tut so, als wäre alles geklärt, und macht sich damit unglaubwürdig

Spartakisten mit stechendem Blick schauen dich an, als wollten sie fragen, auf welcher Seite du stehst. DKP‘ler drücken dir ein Flugblatt in die Hand und kratzen sich am Bart. Die Frau vom Junge Welt Stand zeigt Tiefe durch das gleichzeitige Tragen von Kapuzenpulli und Lippenstift. Bei der TAZ gibt’s Schokolade. Die Freidenker gucken klug. Nichts Neues im Westen: Der wilde Markt der linken Erlösungsversprechen bei der diesjährigen Rosa-Luxemburg-Konferenz in der Urania.
Wie jedes Jahr gibt es viele Vorträge, Stände und am Ende eine Podiumsdiskussion. Es ist voll. Im Hauptsaal spricht irgendein Vertrauer Castros zu laut ins Mikro, so dass Leute mit schlechten Nerven Kopfweh bekommen. „„Das ist ja nicht so spannend hier“*“ weiterlesen

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