Angefangen hat mein Erwachsenenleben als glühender und kiffender Anarchist mit Weißekleinbürgerdreadlocks. Dann wurde ich ein selbstgerechter und aufdringlicher Esoteriker. Das war aber für mich und meine Umgebung nicht gut. Also machte ich mich wieder auf die Suche.
Ich begann viel zu lesen, vor allem Bücher, die mein früherer Esoteriklehrer als „verkopftes Zeug“ bezeichnet hätte. Die Einsichten, die ich hier gewann, waren realer, als jede Meditationssitzung. Von Hume lernte ich beispielsweise, warum das Denken niemals alles erfassen kann, wir aber gerade darum unsere Köpfe anstrengen müssen. Von Marx lernte ich, dass die Welt und ich verbunden sind, und dass ich, wenn ich mich ändern will, auch die Welt mitändern muss.
Dann reiste ich zwei Jahre lang. Ich weiß nicht warum, aber ich fand mich dabei selbst. Und ich begann zu schreiben. Das ist das Beste, was ich in der Welt tun kann, finde ich. Fünf Jahre lang las und schrieb ich während meiner Nachtschichten in einem Heim. Ich kam so aber nicht weiter. Also musste ich ganz schön spät doch noch das Abitur nachmachen. Ein Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung machte mir das möglich und ich bin sehr froh darüber. Ich studierte im Master Sozialwissenschaften an der Humboldt Uni und liebte es. Abgeschlossen habe ich im Herbst 2017.
Derweil gründete ich gemeinsam mit anderen einen profitlosen Tanzklub in Kreuzberg. Außerdem arbeitete ich als Türsteher und Weihnachtsmann und nahm an Kickboxwettkämpfen teil. Ich schreibe für verschiedene Zeitungen wie Zeit-Online, Taz und Deutschlandfunk.
2018 habe ich mein Buch „Sich Prügeln“ veröffentlicht. Darin erzählen 18 Interviewte ihre Geschichte, in der es „Klick“ machte und sie zuschlugen. Gerade suche ich eine Agentur für mein nächstes Buch, ein erzählendes Sachbuch. Es heißt: „Arschloch – Warum gute Menschen böse Dinge tun.

Einen vergleichbar beeindruckenden Beitrag über mein Leben kann ich leider nicht schreiben…
Doch Deinen finde ich hochinteressant und ich bin sehr gespannt darauf hier im Blog zu lesen 🙂
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Das ehrt mich. Danke! 😉
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Hallo Houssam,
schöner Weg, den Du gehst! Ich hoffe, Dich treffen noch weiterhin solche Erleuchtungen, dann können wir weiterhin so viel Lichtes lesen. Ich habe nämlich gerade Deinen Artikel in der taz gelesen (Das schönste Gefühl der Welt) – toll. Und Du erwähnst eine Fahne, die Du entworfen hast. Gibts die irgendwo zu sehen?
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Danke für die freundlichen Worte. Hm, ja, ich hatte eigentlich gehofft, dass die Fahne auch abgedruckt wird. Sonst macht das ja keinen Sinn. Vielleicht machen sie das ja noch…
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Vielleicht machste das irgendwo auf Deiner Seite, weiß auch nicht, ob die taz irgendwann mal vielleicht doch… So als Beitrag/Nachtrag? Bitte, weil, ich liebe Symbole wie Fahnen, Banner, Amulette, Insignien etc.. „Im Zeichen des/der …“ kann eine starke Integrationskraft ausüben, man denke nur an das Kreuz oder die Regenbogenflagge! Hm?
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ist schon passiert. https://houssamhamade.net/2016/12/23/das-schoenste-gefuehl-der-welt/
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Hallo Houssam,
Hast mein Weihnachten gerettet.
Von der taz – wer hat den geilen Artikel (das schönste Gefühl der Erde) nur geschrieben? – hier gelandet.
Mir geht’s nun besser als vorher, dein Verdienst. Danke!
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Haha! Danke, ich fühle mich jetzt auch besser!
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Gerade habe ich den Artikel „Notschlag“ im Freitag gelesen. In der Schule bedaure ich es oft, dass unsere Jungs verteufelt werden, wenn sie zum Beispiel beim unkomplizierten Zurechtrücken von Schieflagen handgreiflich werden. Konflikte werden dann manchmal in miese Psychospielchen verschoben, bei denen vordergründig Friedfertigkeit und Empathie vorgetäuscht werden. Merci für den tollen und diskussionswürdigen Artikel.
(Hinweis: Der Link auf der Seite Neuigkeiten zur PDF führt meinen Browser zu „Hier gehe ich nicht raus“)
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Freut mich, dass er Dir gefallen hat! Danke für den Hinweis.
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Dein Buch werde ich mir kaufen. Alles, was ich bisher im Internet dazu gefunden habe, hat voll ins Schwarze getroffen. Ich selbst musste im Sommer in Gegenwart meiner Familie übelste Herabsetzungen und Demütigungen über mich und meine Frau ergehen lassen. ich habe nichts dagegen getan, ob wohl ich der Angreiferin überlegen gewesen wäre. Das vernünftige Handeln in Form von Deeskalation wurde mehrfach gelobt, leider hat es bei mir unverhältnismäßig psychisch nachgewirkt. Aus heutiger Sicht hätte ein situatives Zuschlagen eine befreiende Wirkung gehabt und mir viele negative Gedanken erspart. Im Nachhinein wäre es mir eine Anzeige und ein Schmerzensgeld wert gewesen, weil mein Gewissen nicht derart beschädigt wäre.
Auch deine anderen Beiträge in der Presse sind klasse. Du differenzierst bei der Beschreibung von gesellschaftlichen Problemen in einer tollen Art und Weise. Hast einen Fan dazu gewonnen.
Gruß aus Hamburg
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Ach je, das hört sich aber nach nem extrem unangenehmen Erlebnis an! Hoffe, Du kommst damit klar. Ich kann es gut verstehen. Vielen Dank für die freundlichen Worte!
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